Anna Haider

Geboren wird Anna Ladislav am 23. März 1902 in Wien. Die Familie lebt im Goethehof in Wien Donaustadt. Beide Eltern sind politisch aktiv. Ihr Vater ist Sozialdemokrat. Ihre Mutter Katholikin, unterstützt aber ihren Mann in seiner politischen Tätigkeit.

Anna Haider arbeitet in einer Fabrik, ist gewerkschaftlich organisiert und für die Sozialdemokratie tätig. Sie nimmt aktiv an den Februarkämpfen um den Goethehof teil. Zu ihren Aufgaben gehört, über die von Heimwehr und Militär abgeriegelte Reichsbrücke Kampfdirektiven zu übermitteln. Als der Kampf um den Goethehof verloren ist, deckt sie eigenen Angaben zufolge mit einem Maschinengewehr den Rückzug der Kämpfer.[1] 

Nach den Ereignissen im Februar 1934 tritt sie gemeinsam mit ihrer Mutter der KPÖ bei. Ihr 1924 geborener Sohn wurde bereits vor Ausbruch der Kämpfe mit einer Kindergruppe in die Sowjetunion geschickt. Auch sie emigriert dorthin und kommt im Jänner 1938 zurück.

In Wien nimmt sie die Widerstandstätigkeit, nun gegen den deutschen Faschismus, wieder auf. Sie stellt nach einer zweiten großen Verhaftungswelle eine Ersatzleitung der Partei zusammen und ist als Kurierin zwischen Wien, Linz und Prag tätig. 1941 wird sie von einem Spitzel verraten und gemeinsam mit ihrem Mann, Margarete Schütte-Lihotzky und Erwin Puschmann verhaftet. Am 22. September 1942 ergeht das auf 15 Jahre Zuchthaus lautende Urteil. Ihr Mann wird zu 13 Jahren, Margarete Schütte-Lihotzky zu 15 Jahren verurteilt.[2] Erwin Puschmann wird wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ zum Tod verurteilt und am 7. Jänner 1943 in Wien hingerichtet.[3] Anna Haider und Margarete Schütte-Lihotzky werden beide in Aichach (Bayern) eingesperrt.

1945 zieht Anna Haider mit ihrem Mann nach Oberösterreich, ist von 1946 bis 1955 Mitglied der oberösterreichischen Landesleitung der KPÖ und langjährige Vorsitzende des Bundes Demokratischer Frauen. In der Dokumentation Tränen statt Gewehre (1983) spricht sie über die Vorkommnisse im Februar 1934.[4]

Anna Haider stirbt am 22. Juni 1990 in Linz.



[1]    Karin Nusko, Frauen im Widerstand gegen den Austrofaschismus, S.209, in: Ilse Reiter (Hg.), Österreich 1933 - 1938: interdisziplinäre Annäherungen an das Dollfuß- / Schuschnigg-Regime, Wien 2012, S.207-219

[2]    Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands, E 193911/1; Wolfgang Neugebauer (Hg.), Widerstand und Verfolgung in Wien 1934-1945, Bd.II, Wien 1984, S.107f.; DÖW 4408

[3]    Wolfgang Neugebauer, The Austrian Resistance 1938-1945, S.86-89, Wien 2014

[4]    Tränen statt Gewehre, Medienwerkstatt Wien, 1983, Regie: Karin Berger, Elisabeth Holzinger, Lotte Podgornik u. Lisbeth N. Trallori